Direkt zum Hauptbereich

Eine Andacht in der Haltung der Dekonstruktion

Ezechiel 37, 27:
„Gott spricht: Ich will unter ihnen wohnen und will ihr Gott sein und sie sollen mein Volk sein.“


Gott:
JHWH, ist einer, ich bin, ich war, ich werde sein, Zorn Gottes, Macht und Ohnmacht,
Allmacht, Unmögliche Möglichkeit, die Grenze und doch mehr, das Leben, die Liebe,
in allem, fern der Welt, getrennt, überwunden, ausgelöscht, zurechtgebracht, ein Traumbild,
ein Trugbild, ein Spiegel, ein Rausch, nur Opium, verpönt, zu viel Unrecht, ungerecht
GOTT und MENSCH

spricht:

sprechen, heißt teilnehmen, heißt gehört werden, überhören, anhören, Verteidigung,
Angriff, Schwert, Feuer, fließen, Trost, Versöhnung, Sinn, Unsinn, schwer und leicht,
man kann nicht nicht kommunizieren, alles spricht
SPRECHEN und SCHWEIGEN

ich will:

ja, nein, Wille zur Wahrheit, Wille zur Macht, die Welt als Wille und Vorstellung,
Mitleid, Hochzeit, hohe Zeit, fest, überzeugt, Überzeugung; will ich, was ich will?
Konvention, Macht, weil du willst,
WOLLEN und NICHT WOLLEN

unter ihnen wohnen:

wie das Vieh im Haus – stumm und wärmend, wie ein Teil von uns, in meinem Haus,
in der Mitte, inmitten meines Schutzraums, keine Tür sichert mich, wo zwei oder drei,
zwischen 1984 und Paradies, und so lange deine Füße unter meinem Tisch sind…
GEMEINSAM und EINSAM

ihr Gott:

ein Gott nach meinem Bilde, ein Gott für mich, ein Heilender, ein Arzt,
ein Waldspaziergag mit Folgen: ich hab mir einen Gott ins Regal gestellt,
ein Gott für mich? Der mich auswählt? Ich? Wer bin ich denn? Und Gott? Mein Gott?
MEIN Gott und DEIN Gott

Sein:

HJH, ein kaum genutztes Wort, weil es immer mitschwingt, Sein ist, ist immer,
und alles was gedacht werden kann, ist eine von unzähligen Möglichkeiten, die Sein haben kann,
bis sie wird, kann sein, was nicht wird? Wird Gott? Sein zum Tode, hinter dem Gerede
LEBEN und TOD - beide Gespenster

sie:

Leute, wer wird da mitgedacht? Hegemonie des Patriarchats?
Paradox, dass sie ihn meint und er sie nicht mitdenkt weil sie ihm genug sind;
doch sind sie ihm genug? Wen meint er, wenn er sie sagt? Menschen? Alle?
Alle, die sind und sein können?
ER und SIE

sollen:

du sollst nicht, Jussiv, mehr können als müssen, Gebot, nicht Verbot, bei ihm; bei uns?
Mehr müssen, als können – schon gar nicht dürfen, mehr Verbot als Gebot,
das Diktat des Marktes, der Gesellschaft, du sollst – schlank und klug und fit und alt und
Kinder und Familie und Haus und Boot und Geliebte und und und nirgendwo Ruhe finden...
LEGAL und ILLEGAL - scheißegal? // GESETZ und FREIHEIT

Volk:

kommt von folgen: der Herde; dieses Weideland ist mein Weideland und keiner gewinnt Land
auf meiner Weide – was wenn jede Kuh so muhte? Ein Volk, ein... wenn dann die falschen die
Folgenden führen... reißen Völker Risse in die Geschichte – und erzählen Geschichten...
und dein Volk? Welche Geschichte schreiben die, die dir folgen?
WIR und DIE - alle // MEIN VOLK und DEIN VOLK




„Gott spricht: Ich will unter ihnen wohnen und will ihr Gott sein und sie sollen mein Volk sein.“


Oder...
Ich bin alles. Ja, stumm und wärmend in eurer Mitte.
Der, der immer mitschwingt, ist hinter dem Gerede der Leute.
Und du kannst, du darfst Ruhe finden und neue Geschichten erzählen.


Oder…
Menschen schweigen. Sie wollen nicht einsam sein.
Mein Gott ist Gespenster. (Und) Er ist Freiheit für alle.



Oder...

Gott:
Ein Gott, nicht viele; nicht Marduk und die Sterne, nur ein Herr und Menschenkinder


spricht:
er spricht und es geschieht...mir und ich spreche... zu euch...Juda, Israel, Josef, Ephraim, alle;
und spricht: nimm, schreibe, füge eins ans andere, siehe, ich will nehmen, halten, tun, machen,
siehe, herausholen, sammeln, bringen, retten, reinigen, wohnen, schließen, erhalten


ich will:
Willst du uns nicht zeigen, was du damit meinst? Ich will machen, dass sie eins sind in meiner Hand.
Ich will von überall her einen Bund des Friedens schließen, einen ewigen Bund;
ich will erhalten und mehren und unter ihnen sein für immer, ich will Wohnung;
ich will Gott sein und...


unter ihnen wohnen:
mein Heiligtum soll unter ihnen sein für immer...



Ein Heiligtum, das unter ihnen ist, ist das noch ein heiliger Ort?
Oder sind das Heiligtum die Heiligen...alle, die sich Gott ausgesucht hat und alle, die sagen:
„Mein Gott ist“... sie – das sind alle, die sich zu ihm halten...sollen...sind dazu bestimmt......
haben das Recht...das Menschenrecht...sein Volk zu sein... das sind alle für alle...alles für alle...
alles Heilige, alles Heiligtum, alles heilig...wenn SIE nur in diesem Heiligtum wohnen wollen




Also...

Ein Gott, der spricht und es geschieht.
Der Ja zu den Menschenkindern sagt und machen will, dass sie eins in seiner Hand sind –
als Heilige in seinem Heiligtum, das mitten unter ihnen ist – hinter dem Gerede –
dort wo Menschen neuen Geschichten erzählen.


Es gibt keine bruchlosen Repräsentationen.
Der diskursive Reproduktionsapparat läuft. Immer.
Aber was wäre, wenn die Geschichte Gottes mit den Menschen eben jene Geschichte ist,
die hinter den Brüchen und hinter der Macht liegt?


„Gott spricht: Ich will unter ihnen wohnen und will ihr Gott sein und sie sollen mein Volk sein.“

Kommentare

Beliebt

Theol.Schirmer auf Instagram

Folgt mir gern auf Instagram (und/oder Facebook und/oder Threads): @theolschirmer Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Sebastian Schirmer (he/his) (@theolschirmer)

Predigt zu Johannes 6, 47-51

Der Predigttext steht beim Evangelisten Johannes im 6. Kapitel: 47 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer glaubt, der hat das ewige Leben. 48 Ich bin das Brot des Lebens.  49 Eure Väter haben in der Wüste das Manna gegessen und sind gestorben.  50 Dies ist das Brot, das vom Himmel kommt, damit, wer davon isst, nicht sterbe.  51 Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist. Wer von diesem Brot isst, der wird leben in Ewigkeit. Und das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch – für das Leben der Welt. ___________________________________________ Es geht um den Glauben. Sie kennen vielleicht Gotthold Ephraim Lessing, den Autor der Ringparabel. „ Ein Ring, sie alle zu knechten!“ Nein, das war ein anderes Buch. Es gibt einen Briefwechsel zwischen Lessing und seinem Zeitgenossen Gottfried Wilhelm Leibniz, dem großen Philosophen. In diesem Briefwechsel von Lessing und Leibniz geht es auch um den Glauben. Lessing schreibt Leibniz ...