Predigt am zweiten Christtag 2019 zu Matthäus 1, 18-25
Gnade
sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus
Christus. Amen.
Träume
sind eine waghalsige Sache.
Manche
kommen zu früh.
Oder
sind zu groß.
Wie
der Jesu vielleicht.
Als
das Kind in der Krippe erwachsen war.
Zu
früh, dafür, dass Menschen einträchtig
miteinander
leben,
beieinander
wohnen.
Manche
Träume kosten Kopf und Kragen.
Träume
sind eine windige Sache.
Manche
kommen zu spät.
Oder
werden vom Leben verweht.
Wie
der Marias vielleicht.
Zu
spät, dafür, dass die Hoffnung wahr wird,
ein
beschauliches Leben mit fünf bis acht Kindern
von
Joseph in Nazareth zu führen.
Manche
Träume gehen so nicht in Erfüllung.
Träume
sind eine widerspenstige Sache.
Sie
sind hartnäckig.
Auch
wenn sie manchmal nicht so richtig in die Zeit passen wollen.
Die
Leute reden anders.
Und
auch Herz und Verstand liegen im Streit.
Wie
bei Joseph vielleicht.
Der
musste plötzlich zugeben:
Ich
hab' geträumt von dir
(Einspielen:
Matthias Reim – Ich hab geträumt von dir)
Joseph,
der
findet die Maria schon gut.
Nicht
umsonst ist er mit ihr verlobt.
Nicht
umsonst denkt er sich,
dass
er ihr keine Schande machen will.
Also
bleibt er erstmal ruhig,
gelassen
in ihrer Gegenwart.
Ein
cooler Typ.
Ein
richtiger Mann.
Ein
bisschen wortkarg auch.
Gestern
noch könnte es so gewesen sein:
„Ich
seh' dich vor mir stehen, ich seh' dich fragend an
Und ich merke schon es fängt schon wieder an
Es darf nicht sein, ich lass es nicht geschehen
Ich bin ein cooler Typ, na ja, ein richtiger Mann
Und ich packe es weg, so merkt man mir nichts an“
Und ich merke schon es fängt schon wieder an
Es darf nicht sein, ich lass es nicht geschehen
Ich bin ein cooler Typ, na ja, ein richtiger Mann
Und ich packe es weg, so merkt man mir nichts an“
(Matthias
Reim – Ich hab' geträumt von dir)
Um
sich dann,
wenn
er allein ist,
zu
überlegen,
wie
er am besten,
still
und heimlich und leise
davonkommt.
Das
hat ihm sicher einige schlaflose Nächte bereitet.
Und
als er so darüber nachdachte.
Tage,
Nächte,
Tage
und Nächte,
da
überfiel ihn schließlich der Schlaf,
vielleicht
der des Gerechten,
weil
er sich noch nicht aufgemacht hatte.
Weil
er noch geblieben war.
Und
dann hat er geträumt.
Und
musste nun,
nach
dieser Nacht,
zugeben:
Ich
hab' geträumt von dir.
Von
dir.
Maria.
„Ich
hab' geträumt von dir […]
und
wieder durchgemacht
Jetzt rebelliert mein Magen, denn ich muss dir was sagen
Und ich hab Angst, dass du lachst
Ich hab' geträumt von dir [...]
Jetzt bin ich aufgewacht“
Jetzt rebelliert mein Magen, denn ich muss dir was sagen
Und ich hab Angst, dass du lachst
Ich hab' geträumt von dir [...]
Jetzt bin ich aufgewacht“
(Matthias
Reim – Ich hab' geträumt von dir)
Und
wer weiß,
vielleicht
hat Maria dann gesagt:
„Vielleicht
wärst du bei sowas andrer Meinung
Ich fliege viel zu hoch, ich bin zu nah am Licht
Ich brauch 'ne Landebahn, doch die ist nicht in Sicht
Ich bin total verliebt und muss doch schreien“
Ich fliege viel zu hoch, ich bin zu nah am Licht
Ich brauch 'ne Landebahn, doch die ist nicht in Sicht
Ich bin total verliebt und muss doch schreien“
(Matthias
Reim – Ich hab' geträumt von dir)
Träume
sind eine waghalsige Sache.
Weil
manchmal nicht auszumachen ist,
was
wird, wenn ich aufwache,
aus
meinem Traum und
dann
versuche ihn anzupacken.
Aber
manche Träume sind widerspenstig.
Hartnäckig.
„Und
jede Nacht der gleiche Traum
Ich seh' dich vor mir stehen
Du lachst und sagst dann leis zu mir
„Hey, Mann, lass uns gehen“
Ich hab' geträumt von dir
Ich hab' geträumt von dir“
Ich seh' dich vor mir stehen
Du lachst und sagst dann leis zu mir
„Hey, Mann, lass uns gehen“
Ich hab' geträumt von dir
Ich hab' geträumt von dir“
(Matthias
Reim – Ich hab' geträumt von dir)
Wäre
ja denkbar,
dass
der Engel dem Joseph
eine
Zukunft gezeigt hat.
Eine
Zukunft,
in
der Maria ihm
die
geöffnete Hand hinhält,
auf
ihn wartet,
und
sagt:
„Lass
und gehen!“
Wäre
doch ein schöner Traum.
Einer,
der Mut macht.
Und
vielleicht hat er in dieser Zukunft
auch
das Kind gesehen.
Wie
es aus den Armen seiner Mutter strahlt.
Ihn,
Joseph, anstrahlt.
Als
würden sich die beiden schon ewig kennen.
Wäre
doch ein schöner Traum.
Einer,
der Mut macht.
Und
vielleicht hat er in dieser Zukunft
auch
die Besucher gesehen.
Die,
die Geschenke brachten.
Er
selbst hatte keines.
Und
als er in seinem Traum ganz betrübt auf das Kind blickt,
lächelt
es ihn an,
und
er hört eine Stimme,
wie
von einer anderen Welt,
die
ihm sagt:
Joseph,
ich
möchte drei Dinge von dir.
Wirst
du mir die geben?
„Wenn
ich kann.“
hört
Joseph sich sagen.
Dann
gib mir dein erstes Werkstück,
damals,
als du noch ein junger
Zimmermannslehrling
warst.
„Das
willst du haben?“
hört
Joseph sich fragen.
„Der
Meister hat es damals weggeschmissen,
er
sagte, es sei ungenügend, nichts wert.“
Ja,
hört er die Stimme antworten.
Das
will ich haben.
Und
alles in deinem Leben, von dem Menschen sagen,
dass
es ungenügend sei, nichts wert.
Willst
du mir das geben?
„Ja,
das will ich dir geben.“
hört
Joseph sich sagen.
Gut,
sagt die Stimme,
während
das Kind in den Armen Marias
weiter
froh lächelt.
Dann
will ich von dir deinen Lieblingsbecher,
den
du in deiner Werkstatt jeden Tag benutzt.
„Das
geht leider nicht,“
sagt
Joseph, „der ist mir kürzlich zerbrochen,
weil
ich ihn nicht gut abgestellt habe.
Er
ist runtergefallen.“
Ich
weiß, hört er die Stimme sagen.
Kannst
du mir versprechen,
mir
alles zu geben,
was
unter deinen Händen zerbricht?
Alles,
was in Scherben geht?
Was
verwundet ist, Sprünge oder Risse hat?
Bringst
du mir das?
„Ja,
das will ich dir geben.“
hört
Joseph sich sagen.
Gut,
sagt die Stimme,
während
das Kind in den Armen Marias
weiter
froh lächelt.
Dann
möchte ich nur noch eines von dir.
„Was
ist das?“ fragt Joseph.
Es
ist die Antwort,
die
du Maria gabst,
als
sie dir von mir erzählte.
„Welche
meinst du?“,
fragt
Joseph.
„Ich
habe gar nichts gesagt.“
Das
stimmt,
gab
die Stimme zur Antwort.
Und
dann hast du darüber nachgedacht,
heimlich
zu gehen.
„Das
stimmt.“,
gab
Joseph zur Antwort.
Kannst
du mir deine heimlichen Wünsche bringen,
fragt
die Stimme,
deine
Halbwahrheiten, deine Lügen,
deine
Verschwiegenheiten?
Und
wie Joseph im Traum
noch
den lächelnden Knaben ansah,
erwachte
er plötzlich...
(inspiriert
nach: „Arnos Advents- und Why-nachtsbuch“)
und
wusste,
als
hätte er es immer schon gewusst,
dass
er diesen Knaben
Jesus
nennen würde.
Jesus.
Gott
rettet.
Der
richtige Name,
für
einen,
der
dein Ungenügendes,
dein
Wertloses,
dein
Zerbrochenes,
dein
Zersprungenes
und
Gerissenes,
deine
Halbwahrheiten,
Lügen
und
Verschwiegenheiten
haben
will.
Jesus.
Gott
rettet.
Wäre
doch ein schöner Traum.
Wenn
Joseph das geträumt hätte.
Einer,
der Mut macht.
Und
diesen Mut
hat
Joseph dann beim Schopfe gepackt.
Die
Hand Marias ergriffen,
die
sie offen entgegen hielt,
und
ist mutig mit ihr losgegangen,
um
der Vater von Jesus zu werden.
Auch
der Sohn Gottes
brauchte
einen Vater in dieser Welt.
Gut,
dass er mutig
wie
Joseph war.
Träume
sind manchmal waghalsig,
manchmal
windig,
manchmal
widerspenstig,
hartnäckig.
Manche
Träume kosten Kopf und Kragen.
Manche
Träume werden vom Leben verweht.
Manche
Träume gehen so nicht in Erfüllung.
Aber
gut, dass es solche und solche und solche
Träume
gibt,
die
Mut machen,
mich
aufwecken,
mich
offene Hände ergreifen lassen,
und
die plötzlich Zukunft eröffnen.
Nicht
immer.
Aber
manchmal.
Da
kommt ein Engel,
mitten
in der Nacht,
der
Mut macht:
Ich
hab geträumt von dir.
Jetzt
bin ich aufgewacht.
Und
der Friede Gottes, der größer und mehr ist, als wir verstehen
können, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.
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