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Sonntag Lätare - 22.03.2020





Im Folgenden gibt es die Kurzpredigt im Kontext einer Andacht zum Nachhören, nur Predigttext und Kurzpredigt zum Hören und Predigttext und Kurzpredigt als reine Textversionen.
Ganz am Ende dieses Beitrages finden sich Links und Video des ersten Online-Gottesdienstes der Marienkirchgemeinde im Striegistal mit Pfarrer Jörg Matthies.


Die ganze Andacht zum Hören. 
Sie folgt dem Andachtsblättchen "An(ge)dacht".


Nur Predigttext und Kurzpredigt kann man hier anhören:



Predigttext für den Sonntag Lätare - 22.03.2020
10 Freuet euch mit Jerusalem und seid fröhlich über die Stadt, alle, die ihr sie lieb habt! Freuet euch mit ihr, alle, die ihr über sie traurig gewesen seid. 11 Denn nun dürft ihr saugen und euch satt trinken an den Brüsten ihres Trostes; denn nun dürft ihr reichlich trinken und euch erfreuen an ihrer vollen Mutterbrust. 12 Denn so spricht der HERR: Siehe, ich breite aus bei ihr den Frieden wie einen Strom und den Reichtum der Völker wie einen überströmenden Bach. Da werdet ihr saugen, auf dem Arm wird man euch tragen und auf den Knien euch liebkosen. 13 Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet; ja, ihr sollt an Jerusalem getröstet werden. 14 Ihr werdet's sehen und euer Herz wird sich freuen, und euer Gebein soll grünen wie Gras. Dann wird man erkennen die Hand des HERRN an seinen Knechten und den Zorn an seinen Feinden.

Kurzpredigt
Ich stehe in einer Kirche, gerade erst wenige Tage her, und sehe in das Gesicht einer weinenden jungen Frau. Entscheidungen des Krisenmanagements treffen sie hart. Was kann ich ihr sagen? Wie kann ich sie trösten? Ich denke an die ältesten Menschen aus meiner Gemeinde, die in Gefahr sind, aber manche auch einfach allein. Ich sehe zahlen, verfolge Statistiken, höre Nachrichten, lesen die aktuellen Meldungen auf allen Kanälen. Mir begegnet wenig Zukunft darin, aber sehr viel Gegenwart. 
"Wer wir waren" - so heißt ein kleines Buch von Roger Willemsen. Wer waren wir? Noch vor Wochen waren wir schulmüde und abiturfurchtergriffene Jugendliche, frühlingsvorfreudige Erwachsene, Vorstellungsgottesdienste vorbereitende Konfirmanden, Hochzeiten planende Liebende; wir waren von rechts erschütterte Staatsbürger und umweltbesorgte "Gutmenschen" oder Politikverdrossene; wir waren vom Alltag Ergriffene - was auch immer das für dich und mich bedeutet haben mag. Jetzt aber, sind wir nicht mehr die, die wir waren. Jetzt blicken wir in das Angesicht einer Herausforderung, die defintiv unseren Alltag verändert und vielleicht auch uns. 
Was werden wir sagen, wenn wir einmal auf diese Zeit zurückblicken, wer wir waren? Werden wir Traurige gewesen sein? 

Bei Roger Willemsen heißt es: "Wir waren jene, die wussten, aber nicht verstanden, die begriffen, aber die nicht vergegenwärtigen konnten, voller Information, aber ohne Erkenntnis, randvoll mit Wissen, aber mager an Erfahrung. So gingen wir, nicht aufgehalten von uns selbst." (S. 43) Es ist der Rückblick einer Zukunft, die sich eingestehen muss, dass wir es hätten besser machen können. 
Ich stelle mir zwei Fragen: Wie wünsche ich mir, dass die Zukunft wird? Und wie muss ich dafür gewesen sein?
Die Antwort fällt mir leicht. Ich wünsche mir, dass ich mich mit den Städten in unserem Land freuen kann, auch mit Jerusalem in der Ferne, wo es jetzt genauso kritisch ist wie hier. Ich wünsche mir, dass all der Angst dieser Tage Erleichterung entgegenweht, und dass es nicht zu viele Trauernde geben wird, und dass sie miteinander Trost finden. Ich wünsche mir, dass die Freude zurückkehrt, die auch jetzt nicht verloren gegangen ist, aber nicht mehr so unbeschwert und wohl auch bemüht daherkommt. Und dann wäre es so schön, wenn wir uns wieder umarmen könnten - herzlich und innig. Das ist mein Wunsch. Und wie muss ich dafür gewesen sein?
Ich müsste einer gewesen sein, der wusste und verstand, dass ich mich nur mit Städten und Ländern freuen kann, wenn ich helfe, dem Virus zu begegnen. Einer der begriff und vergegenwärtigen konnte, dass die Angst berechtigt ist, aber vergänglich. Einer der aus der Flut der Informationen die Erkenntis gewinnt, dass es viele Traurige und Trauernde gibt und geben wird, aber dass es nicht zu viele werden dürfen. Wenn ich aus diesem Wissen Erfahrung wachsen lassen kann, dann wird es gut gewesen sein, dass ich mich selbst aufgehalten habe, zurückgehalten habe, um mich und andere zu schützen.
Gemeinsam könnten wir sagen, dass wir die waren, die in der Corona-Krise die Zukunft besser gewahrt haben, als wir zu hoffen gewagt hätten. Und es könnte sein, dass wir es sehen werden und unser Herz sich freuen wird, wenn wir unsere Glieder auf dem grünenden Gras der Parks und Gärten wieder ablegen können. Das könnte helfen, Tränen vergessen zu machen und vorübergehende Einsamkeit auch.
Bis es soweit ist, nehme ich das Angebot Gottes in Anspruch: "Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet."
Meine Mutter konnte das wirklich immer sehr gut. Kann sie heute noch. Aber ich glaube, Gott kann es noch besser. 
Dann werden wir eines Tages Traurige gewesen sein - und längst nicht mehr die, die wir waren. 
Aber wir könnten dann die gewesen sein, die als schon Getröstete, der Zukunft zur Hoffnung verhalfen. Amen.


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Einen Online-Gottesdienst zum Anschauen aus unserer Region gibt es auch:

Unter folgendem Link können die Online-Gottesdienste und Andachten der Marienkirchgemeinde im Striegistal angesehen und kommentiert werden.

https://www.marienkirchgemeinde.de/gottesdienst-andacht-online/

Der erste Online-Gottesdienst kann spätestens ab Sonntag, 22. März 2020 um 09.00 Uhr und natürlich auch danach unter diesem Link angesehen werden.
Wir haben die Lieder, Lesungen und die Predigt im Gemeinderaum in Marbach vor ein paar Tagen mit unseren technischen Möglichkeiten aufgenommen.

Direkt-Link zum Gottesdienst:

https://www.marienkirchgemeinde.de/online-gottesdienst-sonntag-laetare-22-3-2020/

Oder einfach hier anschauen:




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