Es muss irgendwann am Anfang des Jahres 55 n. Chr. gewesen sein. Da standen einige auf, erhoben die Stimme und sagten, was zu tun sei. Sie hatten einen Plan. Wie bisher konnte es nicht bleiben. Es konnte nicht alles erlaubt sein – nein, das durfte nicht so bleiben. Zu viele waren in jüngster Zeit dazugekommen. Das war endgültig zu viel! Wer sollte bei all den Unterschieden noch durchblicken? Es gab doch einen Kriterienkatalog, der aufzeigte, wer zu wem gehört und wie das zu erkennen ist.
Sie hatten schnell Erfolg, diese Menschen, die da aufstanden und die Stimme erhoben. Viele stimmten ihnen zu und folgten ihnen. Jetzt war klar, es gibt dieses und jenes zu tun, um den nötigen Abstand zu schaffen und die eigene Identität zu bewahren.
Andere hatten ihre Zweifel daran. Ein Kriterienkatalog? Sind Menschen wirklich so einfach zu kategorisieren?
Es waren vermutlich viele Provinzen in Kleinasien, denen es zu dieser Zeit so ging: der heutige Bereich der Osttürkei war damals Drehscheibe der politischen und wirtschaftlichen Beziehungen im Römischen Reich. Das wirkte sich natürlich auch auf die Bevölkerung aus. In kurzer Zeit kamen Menschen von Ost und West in dieses ländliche Gebiet und begannen, es mitzuprägen.
Ein römischer Bürger unterhielt damals gute Beziehungen zu diesen Provinzen. Als er von den jüngsten Auseinandersetzungen hört, schreibt er in einem Brief, vermutlich im Spätherbst 55, die folgenden Zeilen:
„Denn ihr seid alle Söhne und Töchter Gottes durch den Glauben in Christus Jesus. […] Da ist weder Jude noch Grieche, da ist weder Sklave noch Freier, da ist nicht Mann und Frau. Denn ihr seid alle eins in Christus Jesus.“ (Galaterbrief 3, 26+28)
Der römische Bürger hieß Paulus. Sein Brief existiert heute noch. Seine Botschaft: wohl so brisant wie damals. Die damit verbundene Hoffnung: noch immer des Hoffens wert!
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