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Die Predigt über den Gürtel - Konfirmation, Leipzig 2019


Predigt zur Konfirmation, Leipzig 2019


Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserem Vater und dem Herrn Jesus Christus. Amen.


Manchmal muss man den Gürtel enger schnallen.
Das ist mir schon länger nicht mehr passiert.
Manche haben das Glück, dass sie den Gürtel weiter schnallen können.

Sprichwörtlich ist der Gürtel ein Symbol dafür, wie gut es um mein Essen, um mein tägliches Brot bestellt ist.
Muss ich den Gürtel enger schnallen, oder nicht?
Aber es gibt noch einiges mehr, wofür so ein Gürtel stehen kann.
Im Kampfsport für den Schüler- oder Meistergrad, den ich erreicht habe – schwarz, rot-weiß, rot... der 10. Dan. Mehr geht nicht.

In der Bibel hat er auch noch andere Bedeutungen: Der Gürtel.
Zum Beispiel in der Geschichte einer wunderbaren Freundschaft...

Saul, der erste König Israels, hatte einen Sohn, der hieß Jonathan. Und er hatte einen Feind, die Philister. Bis ein kleiner Schafhirte, wie aus dem Nichts, den größten Helden der Philister mit einer Steinschleuder besiegte. Goliath fiel und der Hirte, David, wurde vor Saul gebracht.
Als David aufhörte mit Saul zu reden, so heißt es im 1. Samuel-Buch (18,1), da verband sich das Herz Jonathans mit dem Herzen Davids und Jonathan gewann ihn lieb wie sein eigenes Leben.
Klingt das nicht wundervoll?
Und David und Jonathan schlossen einen Bund der Freundschaft und Jonathan besiegelte diesen Bund mit einem Zeichen. Er gab dem kleinen Schafhirten alles was er in diesem Moment hatte: seine Kleider, sein Schwert, seinen Bogen und seinen Gürtel. (1. Sam 18,4)

Der Sohn des Königs, Jonathan, legt sein Gewand ab und gibt es David. Es kleidet ihn wie einen Prinzen. Doch ohne den Gürtel, hätten die Gaben wenig genützt. Es brauchte etwas, das alles zusammenhält. Noch viel mehr, wenn ich – nicht wie heute, Hosen und Hemden trage, sondern – wenn ich Gewänder trage, dann muss ich die irgendwo zusammenbinden, dass sie halten und ich mich frei bewegen kann.
Darum heißt es auch im Lukasevangelium: Lasst eure Lenden umgürtet sein. (Lukas 12,35)
Damit sind nicht die leckeren Schweinelenden aus der Pfanne gemeint, sondern meine eigenen Hüften.
Mit dem Gürtel um die Hüfte, bin ich bereit.
Er hält zusammen, was ich für meinen Weg brauche: Schützende Kleidung, vielleicht eine Trinkflasche oder die Scheide eines Schwertes. Ich habe die Hände frei, um zu tun, was immer nötig sein wird.
Aber in der Freundschaft von David und Jonathan, steht dieser Gürtel auch für die Verbindung, die die beiden haben; die sie an jenem Tag festgemacht haben, die bei beiden tatsächlich ein Leben lang halten wird.
Festmachen – ein Leben lang. Einen Bund machen, einen Gürtel binden, der hält, was ich zu tragen habe und fest macht, was ich für meinen Weg brauche – auch das, woran ich mein Herz binde, wie bei David und Jonathan.

Als die Zeit voranschreitet, wird der König Saul eifersüchtig auf David. Er gönnt ihm seinen Erfolg und seine Beliebtheit nicht und fürchtet um seinen Thron. Doch Jonathan hält zu ihm. Immer wieder sagt er nur das Beste von David, spricht in den höchsten Tönen von ihm, und rettet ihm damit sogar das Leben.

Auf dem Weg des Lebens bleiben Neid und Missgunst leider nicht aus. Welche Gründe Ausgrenzung auch immer haben mag – auch das wollten wir euch Konfirmanden in den letzten Jahren der Konfirmandenzeit mit auf den Weg geben: dass jede und jeder es Wert ist, das Beste in ihm und ihr zu entdecken. Dass IHR wichtig seid und besonders. Und dass auch ihr selbst keinen vergesst. Ein Gürtel steht für den Zusammenhalt untereinander. Wie bei David und Jonathan.

Und nicht nur das. Seit es Gürtel gibt, so mutmaßen Archäologen, dienen sie als Symbole für Kraft und als Schmuck. Je höher mein gesellschaftlicher Rang, desto schöner der Gürtel.
Vielleicht wie die Gürtel der Kampfsportler*innen.
Je größer meine Erfahrung, je besser meine Technik, je stärker ich bin, desto höher mein Grad – bis hin zum 10. Dan, dem höchsten Grad.
Sehen kann ich das am Gürtel.
Meist ein schwarzer oder ein roter Gürtel, wenn ich die Meistergrade erreicht habe.

Also: ein Gürtel hält fest, was ich mit ihm festmache – sogar einen Herzensbund; er hält zusammen; er hält mir die Hände frei, er kann mich prächtig kleiden und schmücken und er kann für Kraft und Gesundheit stehen, dafür dass ich genug zu Essen habe. Er zeigt, dass ich bereit bin – was immer auch kommt.

Heute ist der Tag der Konfirmation.
Konfirmation, das heißt auch: Festmachen. Wie ein Gürtel.
Und ich glaube, es ist wie bei David und Jonathan vor vielen tausend Jahren:
Als Jesus euch sah, da verband sich sein Herz mit eurem
und er gewann euch lieb, wie sein eigenes Leben.

Er legt euch hin, was er hat: ein Gewand, dass euch zu Kindern des Königs dieser Welt macht, Schwert und Bogen aus heiligen Worten der Liebe, die in einem alten Buch versammelt sind und den Gürtel, der das alles zusammenhält: der Bund, den er mit euch schließt –
für ein ganzes Leben und darüber hinaus.
Ein Bund, den Gott schon in der Taufe mit euch geschlossen hat und den ihr heute bestätigen könnt.

Es ist ein Herzensbund. 
Er steht auch dafür, dass Herz und Seele niemals Mangel leiden müssen. 
Dass dieser Gürtel nicht enger geschnallt werden muss.

Christus spricht: „Ich bin der Weinstock und ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht. […] Wie mich mein Vater liebt, so liebe ich euch auch. Bleibt in dieser Liebe!“

Möge euch das, was ihr heute festmacht, Halt geben; 
euch mit Gott und den Menschen auf eurem Weg zusammenhalten; 
euch die Hände frei halten, um zu tun, was nötig ist
und euch ein Leben lang daran erinnern, dass ihr geliebt seid:
als Kinder Gottes und als Mitglieder seiner Familie – die wir alle miteinander verbunden sind;
wie Reben am wahren Weinstock, so sagt es Jesus –
verbunden an unseren Herzen, durch einen, der uns lieb gewonnen wie sein eigenes Leben.


Und der Friede Gottes, der hoher ist als alles, was wir verstehen, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

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