Direkt zum Hauptbereich

Geistliches Wort zum Wochenende

(Quelle Bild: Kirchenbezirk Leisnig-Oschatz)

Zur Seite:    https://kirchenbezirk-leisnig-oschatz.de/geistliches-wort/

Ein Frühling der Gerechtigkeit

Tag der Arbeit – ob: „Dia del Trabajo“ (Südamerika), „Munka ünnepe“ (Ungarn) oder „Id al-‚Ummal“ (arabische Länder Afrikas), selbst in der Türkei gibt es den „Emek ve Dayanisma Günü“, den Tag der Arbeit und Solidarität, und in Russland spricht man vom „Tag des Frühlings und der Arbeit“. In Norwegen schließlich hat sich in der Bezeichnung bis heute erhalten, wie alles begann: „Arbeidernes internasjonale kampdag“ – leicht lässt sich erschließen, dass es hier um den internationalen Kampftag der Arbeiterbewegung geht. Am 1. Mai 1886 demonstrierten tausende Arbeiter*innen in Chicago (USA) für die Durchsetzung des 8-Stunden-Tages. Tage später nahm die Demonstration ein gewaltvolles Ende und ging als „Haymarket-Affair“ in die US-Geschichte ein. Zum Gedenken der Opfer dieser Tage vom 1. bis 4. Mai 1886 wurde 1889 der „Kampftag der Arbeiterbewegung“ ausgerufen und 1890 erstmals weltweit begangen. In Deutschland kann sich der Tag während der Weimarer Republik nicht durchsetzen und wird erst durch die Nationalsozialisten 1933 zum gesetzlichen Feiertag – allerdings mit paradoxen Konsequenzen: die Gewerkschaften in Deutschland werden gleichgeschaltet, ihre Geschäftshäuser gestürmt und ihre Vermögen beschlagnahmt. Schon 1934 hat der offizielle Feiertag nichts mehr mit den Arbeiter*innen-Revolten von damals zu tun. Erst 1946 wird der Tag zuerst vom Alliierten Kontrollrat als Feiertag bestätigt und dann in den Feiertagsgesetzen der Länder verankert. Sie erinnern sich vielleicht an seinen Namen in der DDR: „Internationaler Kampf- und Feiertag der Werktätigen für Frieden und Sozialismus“. In Nordrhein-Westfalen heißt er bis heute: „Tag des Bekenntnisses zu Freiheit und Frieden, sozialer Gerechtigkeit, Völkerversöhnung und Menschenwürde“.

Nein, der Tag hat wenig mit den christlichen Kirchen zu tun, auch wenn er 1955 von Papst Pius XII. zum „Gedenktag Josef des Arbeiters“ erhoben wurde. Aber der Tag steht für Aufbruch und Neubeginn und orientiert sich an grundlegenden christlichen Werten – nicht nur Frieden und Freiheit, Völkerversöhnung und Menschenwürde, mit denen sich der Tag in Nordrhein-Westfalen verbindet, sind Anliegen des christlichen Glaubens, sondern schon die soziale Gerechtigkeit und besseren Arbeitsbedingungen für die die Arbeiter*innen 1886 ursprünglich auf die Straße gingen, zählen zu dem, wofür sich auch die Kirchen stark machen sollten. Er steht für etwas ein, dass sich im Gebet des 9. Psalms so anhört: „Der HERR wird den Armen nicht für immer vergessen; die Hoffnung der Elenden wird nicht verloren sein ewiglich.“ Um so herrlicher, dass dieser Tag so nahe am Sonntag „Kantate“ liegt, über dem steht: „Singet dem HERRN ein neues Lied, denn er tut Wunder.“ (Psalm 98,1). Freilich meint der Sonntag das Oster-Wunder, das es Wert ist, zu besingen. Aber ich stelle mir vor, dass die Gerechtigkeit des Reiches Gottes, das ja hier und jetzt – mit uns und unserem Handeln – bereits anbricht, auch eine soziale Gerechtigkeit ist. Ein Frühling der Gerechtigkeit. Auch dafür steht der 1. Mai. Und je mehr es uns miteinander gelingt, dafür einzutreten, desto mehr Lieder können wir davon singen. Und ich persönlich ahne darunter auch solche Lieder, die die Wunder Gottes preisen.

Sebastian Schirmer, Pfarrer Ev..-Luth. Kirchgemeinde Hainichen-Bockendorf-Langenstriegis und Pappendorf

Kommentare

Beliebt

Predigt zu Jakobus 5, 13-16

07.10.2018 - 19. Sonntag nach Trinitatis Predigt zu Jakobus 5, 13-16 Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserem Vater  und dem Herrn Jesus Christus. Amen. 13  Leidet jemand unter euch, der bete; ist jemand guten Mutes, der singe Psalmen. 14  Ist jemand unter euch krank, der rufe zu sich die Ältesten der Gemeinde, dass sie über ihm beten und ihn salben mit Öl in dem Namen des Herrn. 15  Und das Gebet des Glaubens wird dem Kranken helfen, und der Herr wird ihn aufrichten; und wenn er Sünden getan hat, wird ihm vergeben werden. 16  Bekennt also einander eure Sünden und betet füreinander, dass ihr gesund werdet.  Des Gerechten Gebet vermag viel, wenn es ernstlich ist. Ein Tag wie jeder andere. Ein Tag, wie tausend Tage sind. Nichts weiter los in dem kleinen Städtchen hier. Achim sitzt missmutig auf dem ersten Treppenabsatzes seines kleinen Häuschens. Auch das, nichts Ungewöhnliches. In der Regel sitzt Achim dort und blufft ...

Die Bibelwoche 2021 in 4 Hörsendungen

(Bildrechte: ACK - Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen) Die Bibelwoche 2021 als "Podcast" 4 Hörsendungen auf  kirchgemeinden-im-Striegistal.de/bibelwoche-2021 oder auf dem Kanal der Kirchgemeinden im Striegistal bei Youtube  oder ganz bequem hier hören: Am Sonntag "Kantate" haben wir die Bibelwoche gemeinsam begonnen und bereits von Thema 1 gehört: "Hüpfen und Springen". Es ging um die Begegnung der beiden werdenden Mütter Maria und Elisabeth in Lukas 1. An den weiteren 4 Abenden werden die Themen 2, 3, 5 und 7 besprochen. Jeder Stream beginnt mit einer Einstimmung zum Thema der Bibelwoche: "In Bewegung - in Begegnung".  Wenn Sie direkt in die Themen der Abende einsteigen möchten, beginnen Sie die Hörsendung ab Minute 3:15.  Durch diese 4 Sendungen moderiert und grüßt Sie hier ganz herzlich, Pfarrer Sebastian Schirmer.  Thema 2 mit Pfarrer Jörg Matthies   Thema 3 mit Pfarrer Friedrich Scherzer   Thema 5 mit Chri...

Sonntag "Quasimodogeniti" - 19.04.2020

Sie möchten die Kurzpredigt hören? Kein Problem! Das geht mit dem nachstehenden Player oder per Telefon: 0345/483412478   (Geben Sie die Nummer gern weiter!) Durch Orte getrennt, im Glauben vereint. Losung, Lehrtext und Predigttext für Sonntag, 19.04.2020 Losung Er behütete sein Volk wie seinen Augapfel. 5.Mose 32,10 Lehrtext Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn es hat eurem Vater wohlgefallen, euch das Reich zu geben. Lukas 12,32 Predigttext 26 Hebt eure Augen in die Höhe und seht! Wer hat all dies geschaffen? Er führt ihr Heer vollzählig heraus und ruft sie alle mit Namen; seine Macht und starke Kraft ist so groß, dass nicht eins von ihnen fehlt. 27 Warum sprichst du denn, Jakob, und du, Israel, sagst: »Mein Weg ist dem HERRN verborgen, und mein Recht geht an meinem Gott vorüber«? 28 Weißt du nicht? Hast du nicht gehört? Der HERR, der ewige Gott, der die Enden der Erde geschaffen hat, wird nicht müde noch matt, sein Verstand ist unausfors...