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Vater und Sohn - Predigt am 12. Januar 2020


Predigt zum ersten Sonntag nach Epiphanias, am 12. Januar 2020.

Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Amen.

Predigttext: Matthäusevangelium, Kapitel 3, Verse 13-17

Der Herr segne an uns sein Wort. Amen.


Es war einmal,
nicht lange her,
dass ein Vater einen Sohn hatte.
Und der Vater war Vater,
weil er diesen Sohn hatte,
und der Sohn war sein Sohn,
weil er ihn zum Vater hatte,
und ein inniges Band
schweißte die beiden zusammen,
so dass man sagen konnte,
die beiden seien eines Geistes gewesen.
(- nach Augustinus -)
So stark war das Band,
dass man manchmal meinte,
es sehen zu können.
Und hören auch.
Wie helle Lieder, von Engeln gesungen.

Ein Vater und sein Kind.
Sie lieben einander sehr.
Sie spielen auch.
Durch Ebenen und Felder,
Berge und Wälder,
im Dickicht,
toben sie.
Mal brausend wie der Sturm,
saust der Vater hinterher,
mal sachte, wie ein Säuseln,
schleicht er;
dann gleiten seine Hände über Ähren
und seine Blicke suchen sein Kind
sehnsuchtsvoll.
Und leise, aber erwartungsvoll,
hofft das Kind,
dass der Vater es findet,
wenn es sich versteckt.
Der Vater sucht
und findet.
Dann fallen sie sich in die Arme.
Beide lachen breit,
über das ganze Gesicht.
Und wenn es Abend wird,
gehen sie miteinander
nach Hause.
Hand in Hand.
Der Sohn die Hand
in der des Vaters,
der ihm ein warmes Fell
aus Schafswolle über die Schultern legt,
um ihn zu wärmen.
Und wenn die Abendsonne
ihre Strahlen sendet
und ihr Licht über die beiden sänkt,
dann scheint es,
als würden sie leuchten,
dort am Horizont.

Wieder ist es einer dieser Tage.
Eben noch rannte das Kind
wonnevoll vor dem Vater,
juchzte und hüpfte in Freude.
Nun ist es still.
Die Hand des Vaters ist leer.
Seine Blicke gehen
aufmerksam umher.

Auf einem Hügel steht ein kleiner Stall.
Menschen sind dort.
Der Vater weiß, dass auch sein Kind
dort ist.
Gut versteckt, in Stroh und Heu,
zwischen Esel und Rind.
Als er näher kommt,
geht ihm ein Rauschen voran.
Lächelnd geht er vorüber.
Noch ist es nicht Zeit,
sein Kind zu finden.
Noch eine Weile.
Noch eine kleine Weile.
Als er vorübergeht,
ist es denen, die am Stall sind,
als sängen Engel
helle Lieder.
Sie wussten nicht,
dass sie sehen und hören konnten,
was den Vater mit seinem Kind verbindet.
Dieses starke und innige Band,
so stark und innig,
dass man meint, man könnte es
sehen und hören auch.
Wie helle Lieder,
von Engeln gesungen.

Und wie der Vater weiterging,
es müssen wohl nur zwölf Schritte
gewesen sein,
da kommt er an einem Tempel vorüber.
Mitten im Tempel
sieht er das Kind,
gut verborgen inmitten
gelehrter Menschen.
Lächelnd geht der Vater vorüber
und ein Beben in den Herzen
folgt ihm nach.
Noch ist es nicht Zeit,
sein Kind zu finden.
Noch eine Weile.
Noch eine kleine Weile.
Doch die Erschütterung
in den Herzen der Menschen umher,
die blieb zurück.
Ihnen war, als hätte der Knabe,
der unter ihnen war,
Worte gesprochen,
die nicht von dieser Welt waren.
Dabei wurden sie nur berührt,
vom Band, das den Vater
und sein Kind verbindet.

Eine Weile verstreicht.
Der Vater geht weiter.
Einige lange Schritte.
Vielleicht waren es 18.
Er zählte nicht mit.
Da kam er an einen Fluss.
Viele Menschen,
eine ganze Menge war dort.
Und der Vater hielt an
und sah eine Zeit lang zu,
um zu hören,
was die Kinder dort sprachen.
Und wie er so zusah,
da wusste er,
dass sein Kind sich im Wasser verborgen hatte.
Er trat heran.
Da tauchte das Kind auf
und der Vater rief:
Dies ist mein lieber Sohn,
an dem ich Wohlgefallen habe!“
Und beide strahlten breit.
Groß war die Wiedersehensfreude.
Die Menschen, die das sahen, meinten,
dass sie eine weiße Taube gesehen hätten;
doch es war die Liebe und die Treue
und die Unschuld,
dieses starke, innige Band,
das die beiden zusammenschweißt.

Was dann geschah,
ist eine lange Geschichte.
Jemand könnte sagen,
dass die Menschen
seit jenem Tage 
voll Neid auf diese Verbindung sahen,
die sie meinten
nicht zu haben.
Sie glaubten,
sie hätten dieses Band nicht.
Sie wussten nicht,
oder noch nicht,
dass sie sich selbst hätten
dort im Wasser sehen können.
Sie wussten nicht,
oder noch nicht,
dass der Vater ihretwegen
auf der Suche war
und immer noch ist.
Sie wussten nicht,
oder noch nicht,
dass der Klang der hellen Lieder,
von Engeln gesungen,
und das Beben im Herzen
und die Taube über dem Wasser
nur der Klang und der Anblick
des Bandes ist,
das sie selbst mit dem Vater verbindet,
stark und innig.

Es ist so,
bis heute,
dass ein Vater ein Kind hat.
Und der Vater ist Vater,
weil er dieses Kind hat,
und das Kind ist sein Kind,
weil es ihn zum Vater hat,
und ein inniges Band
schweißt beide zusammen,
so dass man sagen könnte,
die beiden seien eines Geistes.
So stark ist das Band,
dass man manchmal meint,
es sehen zu können.
Und hören auch.
Wie helle Lieder, von Engeln gesungen.

Ich glaube,
dass es die Sehnsucht
eines jeden Kindes ist:
leise, aber erwartungsvoll,
hofft das Kind,
dass der Vater es findet.
Der Vater sucht
und findet.
Dann fallen sie sich in die Arme.
Beide lachen breit,
über das ganze Gesicht.
Und wenn es Abend wird,
gehen sie miteinander
nach Hause.
Hand in Hand.
Das Kind die Hand
in der des Vaters,
der ihm ein warmes Fell
aus Schafswolle über die Schultern legt,
um es zu wärmen.
Und wenn die Abendsonne
ihre Strahlen sendet
und ihr Licht über die beiden sänkt,
dann scheint es,
als würden sie leuchten,
dort am Horizont.
Der Vater,
mit seinen Söhnen und Töchtern,
seinen Kindern,
mit euch.

Und der Friede Gottes, der höher ist, als wir zu verstehen vermögen, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

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